Barrierfreier Bahnhof wäre wie „Sechser im Lotto“
Welver - Der Schulbeginn macht das Dilemma besonders deutlich: Der Bahnhof in Welver entspricht trotz einiger Kosmetikmaßnahmen überhaupt nicht mehr den Ansprüchen des modernen Nahverkehrs.
Doch die Chancen auf einen barrierefreien Bahnhof sind deutlich gestiegen: Nachdem die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) Welver in sein Programm zur Modernisierung von Bahnhöfen aufgenommen hat, stehen aus diesem Topf 4,9 Mio. Euro ab 2018 zur Verfügung.
Für die Baumaßnahmen ist allerdings grundsätzlich eine Eigenbeteiligung in Höhe von zehn Prozent vorgesehen.
Eine knappe halbe Million – für die Gemeinde ein Vermögen. Trotzdem muss Welver bereit sein, die eine oder andere Hürde zu nehmen. Das zumindest betont Planungsausschuss-Vorsitzender Karl-Heinz Wiemer (CDU). „Das Thema Bahnhof brennt uns auf den Nägeln“, sagt er. Derzeit bestehe kein Grund zur Hektik – zumal der Beginn der Baumaßnahmen ohnehin frühestens 2018 erfolgen wird. Man halte aber den Kontakt zu den Planern. Dass das Mammut-Projekt am Ende an politischen Differenzen scheitern könnte – es wäre nicht das erste Mal in Welver – glaubt er nicht. Bisher waren sich alle im Ziel einig. Diskutiert wurde allenfalls über die Varianten.
Auch Bürgermeister Uwe Schumacher ist überzeugt: „Am Eigenanteil darf es nicht liegen.“ Die Möglichkeit, einen modernen Bahnhof zu bekommen sei „wie ein Sechser im Lotto“.
„In Welver ist der Bahnsteig mit einer Höhe von 38 Zentimetern eine Katastrophe, da die grundsätzliche Einstiegshöhe in NRW bei 76 Zentimetern liegt. Das macht es besonders für Menschen mit Behinderungen schwer, wenn nicht sogar unmöglich, in die Züge zu kommen“, so NWL-Geschäftsführer Burkhard Bastisch unlängst.
Die Barrierefreiheit steht also ganz oben auf der Prioritätenliste. Zwei Varianten sind in diesem Zusammenhang denkbar. Erstens: Ein Mittlebahnsteig, bei der ein Aufzug obligatorisch wäre, um den Bahnhof barrierefrei zu gestalten. Der Mittelbahnsteig, der mit 38 Zentimetern Höhe momentan zu niedrig ist, müsste ausgebaut werden. Außerdem würde der Wartebereich verändert. Eine Rampen- und Treppenlösung ist im offenen Bereich vorgesehen. Im hinteren Teil des Bahnhofs würde mit Hilfe eines Aufzugs ein barrierefreier Zugang an der Ladestraße geschaffen. Kostenschätzung: 4,3 Mio. Euro.
Zweite Variante: zwei Außenbahnsteige. Der barrierefreie Zugang würde hier mit Hilfe einer Rampe an der Ladestraße erfolgen. Am südlichen Bahnsteig ist eine Anbindung an den Park-and-Ride-Parkplatz möglich. Die Anbindung zur Werler Straße könnte über eine Treppe erfolgen. Insgesamt würde diese Variante schätzungsweise 4,7 Mio. Euro kosten. Einen Nachteil hätten die zwei Außenbahnsteige aber: Wer den Bahnsteig wechseln möchte, muss erst den relativ weiten Weg einmal um den Bahnhof herum zurücklegen. Allemal freundlicher als der aktuelle Zustand. - rad