Flüchtlinge: Rat fordert Integrationskonzept und runden Tisch
Welver - Die Ratsmitglieder richten ihre Blicke in die Zukunft. Wie soll es weitergehen mit der Zuwanderungsproblematik in Welver? Reichen die Kapazitäten der Hauptschule oder müssen noch weitere Unterkünfte beschafft oder gar gebaut werden?
„Ein Integrationskonzept muss her“, das forderte Dörthe Eusterholz (CDU) in der Ratssitzung am Mittwoch. Den runden Tisch mit allen Beteiligten umgehend zu installieren, regte Cornelia Plaßmann von den Grünen an. Es gebe eine große Bereitschaft, hier Gutes zu tun.
Jürgen Dahlhoff (BG) will neue Schlichthäuser in den Dörfern mit Kirchen bauen, so die Flüchtlinge verteilen und eine Dezentralisierung erreichen. Die Unterbringung im Eilmser Wald sei wegen hoher Energiekosten zu teuer.
Fest steht, dass wegen zu geringer Kapazitäten eine Zentrale Unterbringungs-Einrichtung (ZUE) in der Hauptschule nicht in Frage kommt. Fest steht somit auch, dass noch für eine unabsehbare Zeit mit erheblichen Flüchtlingszuweisungen zu rechnen ist. Dagegen kann sich auch Welver nicht wehren. Es besteht nach Asylgesetz nun mal Aufnahmepflicht. Wolfgang Daube (CDU) rechnet mit „mindestens zehn Jahren“, die das Problem noch andauern wird.
Auch die Hauptschule werde als Unterkunft nicht ausreichen. Man müsse auch über Container oder Zeltunterkünfte nachdenken – und das nicht erst übermorgen. „Und was sind die Perspektiven?“ Auch Klaus-Theo Rohe (SPD) blickte in die Zukunft. Er rückte die Frage nach einem Zukunftskonzept in den Blickpunkt, fragte sich was aus Hauptschule und Unterkünften werden solle, wenn die Zuwanderung einmal vorbei sein sollte. Das müsse man schon jetzt im Blick haben. Zunächst reichen jedoch noch die Unterkünfte.
Bürgermeister Uwe Schumacher erläuterte, dass die Renovierung des neuen Blocks im Flüchtlingsheim „Eilmser Wald“ bald abgeschlossen sein wird. Hier können zunächst weitere 44 Personen untergebracht werden. Danach müsste dann die Hauptschule genutzt werden, die zu diesem Zweck für gut 750 000 Euro umgebaut werden soll. Wie genau, darüber wird noch beraten. Wie in der Bürgerversammlung am Montag ging es auch jetzt im Rat um die Frage, wie die Freiwilligen und Ehrenamtlichen, die den Flüchtlingen helfen wollen, koordiniert und zweckmäßig eingebunden werden können.
Man fragte sich, warum ein runder Tisch oder Ähnliches nicht schon längst installiert ist. Warum das von Dörthe Eusterholz und Ina Kerstin (Welver 21) geforderte Integrationskonzept noch nicht einmal in einem Entwurf vorgelegt wird. Das Flüchtlingsproblem kam ja nicht erst gestern vom Himmel gefallen. Nun machte der Rat Druck, die Verwaltung solle Vorschläge unterbreiten.
Diskutiert wurden auch Sicherheitsaspekte, so die Einbindung der Polizei und der Schutz der Nachbarn der Hauptschule und der Flüchtlinge selbst. Mehr Beleuchtung wurde ins Spiel gebracht. Den Vorschlag, einen Zaun um die Hauptschule zu ziehen, wies Bürgermeister Schumacher entrüstet zurück. Es habe bisher auch im Eilmser Wald keinen Grund gegeben, größere Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Kai Philipper von der Fraktion Welver 21 erläuterte, dass keine Kasernierung angedacht sei, ein Bauzaun oder Ähnliches als Sicht-Barriere solle lediglich den benachbarten Bauernhof vor unfreiwilligem Besuch und Unfallgefahr schützen.
Bürgermeister Uwe Schumacher will dem Problem verwaltungsseitig Rechnung tragen und im Rathaus Personal zu Gunsten der Flüchtlingsarbeit umschichten. Im Rat herrschte Einigkeit darüber, dass es offenbar zum Umbau der Hauptschule zur Flüchtlingsunterkunft keine Alternative gibt. Also stimmte man der Nachnutzung schweren Herzens zu. Über bauliche Gestaltung und Detailfragen der Flüchtlingsproblematik wollen die Politiker in einer gemeinsamen Sitzung von Bauausschuss und Sozialausschuss im Oktober ausführlich beraten.