Heimlich, still und leise wurde von der Apothekerkammer Westfalen Lippe (AWL) die Notdienstregelung im Kreis Soest neu gestaltet. Vor fünf Jahren hatte die Kammer schon einmal versucht, eine Neuregelung einzuführen. Die Folge waren engagierte Proteste, da sich negativen Auswirkungen für die Patienten erkennen ließen. Insbesondere die christdemokratische Seniorenunion des Kreises Soest leistete heftigen Widerstand.
Die Apothekerkammer hat aus der Vergangenheit gelernt. Trotz des damaligen Versprechens, am Notdienst nicht mehr zu rütteln, legte sie eine Veränderung ab dem 01. Februar 2011 fest. Natürlich ohne Vorankündigung, damit dieses Mal ein möglicher Sturm der Entrüstung…
…das Vorhaben nicht wieder zum Scheitern bringen konnte. Patienten, Bürger, Seniorenunion und auch Kommunalpolitiker wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Selbst einige der Bürgermeister des Kreises Soest waren, entgegen der Informationen aus der Presseerklärung von Dr. Horst Heidel, nicht informiert worden.
„Eine Unverschämtheit,“ so äußerte sich Gabriele Schröder, Vorsitzende des CDU Gemeindeverbands Welver. „ Was sollen ältere Menschen oder auch Personen, die keinen PKW zur Verfügung haben, bei einer akuten Erkrankung machen? Gerade Bürger der Gemeinde Welver sind hier besonders betroffen.“
Aber auch Menschen mit einem PKW haben nach den geplanten Veränderungen der Apothekerkammer unter Umständen eine Odyssee vor sich.
So müsste ein Welveraner Bürger, der außerhalb der normalen Sprechzeiten akut erkrankt ist, zunächst nach Soest in die Notfallpraxis am Riga-Ring fahren. Dort erhält er ein Rezept und im ungünstigsten Fall die Information, dass er dieses Rezept entweder in Werl oder in Bad Sassendorf einlösen kann. Bis er wieder zu hause ankommt ist, kann er unter Umständen 40 km Autofahrt hinter sich haben.
“Wenn der Notdienst schon so eingeschränkt wird, warum haben dann nicht wenigsten die Apotheken in Ortsnähe zu den Notfallpraxen geöffnet?“ fragt Gabriele Schröder. „Und wie kommt der einzelne betroffene Bürger an die notwendigen Information darüber, wann und wo er überhaupt Hilfe bekommen kann?“
Gerade die fehlenden Informationen machen den Welveraner Christdemokraten besonderes Kopfzerbrechen. Ein Blick auf den Internetauftritt der AWL bringt bspw. keine weiteren Erkenntnisse für den Informationen suchenden, besorgten Bürger. Der interessierte Leser erfährt etwas über die gute, ortsnahe, flächendeckende Versorgung, über die großartige Leistungsbereitschaft der Apotheker während der Weihnachtsfeiertage und über das Wohl der Patienten. Jedoch sucht man nach Informationen zu Neuregelungen oder Einschränkungen der Apothekendienste vergeblich.
Und so hat die CDU-Fraktion in ihrer letzten Sitzung einen Antrag formuliert, der dem zuständigen Fachausschuss vorgelegt werden soll. Die CDU möchte, dass die Gemeinde den Auftrag erhält, eine Informationsveranstaltung zu den vorgesehenen Veränderungen im ärztlichen Notdienst und Apothekennotdienst für die Welveraner Bürger zu organisieren.
„Wahrscheinlich werden wir zum jetzigen Zeitpunkt keinen Einfluss mehr auf die neuen Regelungen nehmen können,“ schätzt Hubert Kaiser, Sprecher der CDU im Ausschuss für Bildung und Soziales in Welver, die Lage ein. „Aber es ist wichtig, dass wir unseren Unmut gegenüber der AWL zeigen und ein Auge darauf haben, dass im Laufe der Zeit die Einschränkungen für die Bürger nicht noch weiter zunehmen werden.“